Susanne Hopmann bearbeitet in ihrem Atelier ein Gipsmodell der Elly-Heuss-Knapp-Münze

Susanne Hopmann ist bildende Künstlerin und hat das Motiv der 20-Euro-Silbermünze „Elly Heuss-Knapp – 75 Jahre Müttergenesungswerk“ entworfen. Nach einer Töpferlehre absolvierte sie an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle im Bereich Kunst den Studiengang Keramik und war anschließend Meisterschülerin an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Neben ihrem künstlerischen Schaffen studiert sie aktuell Architektur an der Bauhaus-Universität in Weimar. Ihr Portfolio umfasst unter anderem Plastik, Performance und Installation. Im Interview spricht sie über ihre Faszination für Münzgestaltung, die Kunst, mit einem Porträt einen Charakter einzufangen, und den Vorteil des Zeichnens.

Wie haben Sie Ihre Leidenschaft für das Münzdesign entdeckt?

An der Burg Giebichenstein hat Professor Bernd Göbel seinen Studierenden viel über Münzentwürfe beigebracht. Wir Studierende von der Keramik saßen sozusagen daneben, und ich habe immer sehr gerne geguckt, wie dort gearbeitet wurde. Zudem haben mir Kolleginnen und Kollegen aus der Bildhauerei das Thema nahegebracht und mich unterstützt. Ich bin also schon während des Studiums damit „aufgewachsen“.

Was fasziniert Sie an der Gestaltung von Münzen?

Im Relief eine Plastizität darzustellen und auch eine Lebendigkeit herausarbeiten zu können. Deswegen mag ich Porträts sehr gerne, weil man dort einen Charakter zeigen kann. Das Porträt muss keiner Vorstellung von Schönheit entsprechen, sondern regt zum Denken an.

War das auch der Ausgangspunkt für die Elly Heuss-Knapp-Münze?

Ja. Es gibt nur wenige Porträts, die Frauen zeigen, deshalb kam es für mich nicht in Frage, kein Porträt zu machen. Bei der Vorlage handelt es sich um ein Foto im Zusammenhang mit der Gründung des Müttergenesungswerkes. Das Foto hat mich interessiert, weil ich „reingelesen“ habe, dass Elly Heuss-Knapp stolz sein kann – darauf, eine Institution aufzubauen, die versucht, Defizite auszugleichen und die Gleichberechtigung zu fördern. Darin war sie Vorreiterin.
Auf dem Gipsmodell der Münze wird das Porträt von Elly Heuss-Knapp bearbeitet

War Ihnen Elly Heuss-Knapp schon vor dem Münzwettbewerb ein Begriff?

Ich kannte sie nur oberflächlich, über das Müttergenesungswerk, weil befreundete Personen Mutter-Kind-Kuren machen konnten, die hilfreich für sie waren. Der Münzwettbewerb hat dazu geführt, dass ich mich näher mit der Person beschäftigt habe.

Wie beginnt Ihr kreativer Prozess?

Mit ganz viel Input und damit, Abbilder zu finden und auch skulpturelle Beispiele, wenn es sie gibt. Ich zeichne sie, um zu verstehen, was jemand mit der Form gemeint haben könnte. Das kann die Zeichnung sehr gut – mehr als der Computer.

Was ist der Vorteil beim Zeichnen?

Blick auf das Gipsmodell der Wertseite der Elly-Heuss-Knapp-Münze mit Bundesadler

Die Übertragung mit der Hand. Auch wenn ich etwas mitschreibe, prägt sich mir das besser ein. Wenn ich mich hinsetze und einer Form nachgehe, dann kommen ganz andere Gedanken. Ich habe zum Beispiel Pläne aus der Stadtplanung nachgezeichnet. Und dann merke ich, es gibt Blickachsen und es gibt Proportionen, die ich mit dem Stift direkt nachvollziehen kann. Das ist sehr intuitiv. Letztlich ist die Arbeit an einem Münzentwurf eine Mischung aus analog und digital, wobei mir das Analoge am Herzen liegt, weil dort die meisten bildhauerisch-plastischen Entscheidungen gefällt werden.

Wie viel Zeit steht eigentlich für einen Münzentwurf zur Verfügung?

Man kann sich ja ausrechnen, wie viele Stunden man daran sitzen dürfte. Und dann kommt das eigene Interesse oder der Ehrgeiz oder die Freude, und dann macht man meistens ein bisschen mehr. Bei der Elly Heuss-Knapp-Münze waren es ungefähr sechs Wochen.

Weitere spannende Einblicke: Susanne Hopmann im Video-Interview

Wie sehen die einzelnen Schritte bei der Münzgestaltung aus? Welche Herausforderung gab es? Warum war Elly Heuss-Knapp eine Pionierin? Im Video-Interview rund um die 20-Euro-Silbermünze „Elly Heuss-Knapp – 75 Jahre Müttergenesungswerk“ steht Susanne Hopmann Rede und Antwort.

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