Das Motiv beeindruckt mit inhaltlicher Tiefe. Zwei zeitgenössische Bildelemente – das persönliche Monogramm des Kaisers und das Oktogon des Aachener Doms – werden zu einem zentralen Kunstwerk eigener Prägung geformt. Die dynamische plastische Gestaltung stellt eine innovative Würdigung dieser herausragenden Persönlichkeit der europäischen Geschichte dar. Entworfen wurde das Motiv vom Künstler Tobias Winnen aus Berlin.
Karl der Große wurde am 2. April 748 geboren. Nach dem Tod seines Vaters Pippin trieb er die Expansion seines Reiches in einer Mischung aus Reaktionen auf günstige politische Konstellationen und aus aktiver Ausdehnung voran. So unterwarf er die Langobarden und Sachsen und marschierte auch in Bayern ein. Von dort aus führte er einen Kriegszug gegen die Awaren, ein nicht-christliches Reitervolk im heuten Ungarn, die er 795 endgültig besiegte.
Einer der Machtpfeiler, auf den sich Karl stützen konnte, war sein Bündnis mit dem Papsttum. Als es Papst Leo III. nach einem Attentat nur mit Karls Hilfe gelang, an den Tiber zurückzukehren, war Karl faktisch Herrscher über Rom. Damit konnte Karl seinen Anspruch auf Kaiserthron und -titel durchsetzen und wurde am Weihnachtstag des Jahres 800 in der Peterskirche zum Kaiser gekrönt. Das von ihm begründete westliche Kaisertum sollte rund 1.000 Jahre bestehen und erst 1806 aufgelöst werden.
Karl setzte sich dafür ein, die Bildung in seinem Reich zu verbessern. An Bischofskirchen und Klöstern sollten Schulen eingerichtet, Geistliche und Mönche in klassischem Latein unterrichtet werden. Ziel war die einheitliche Organisation des kirchlichen Lebens im gesamten Frankenreich. Es entstand sogar eine neue Schrift, die karolingische Minuskel. Einheitlich und leicht lesbar trug sie entscheidend zur Verbreitung neuer Ideen und alter Texte bei. Auf ihr beruht die heute gängige Schreibschrift.
Karl der Große starb am 28. Januar 814 in Aachen. Schon bald nach seinem Tod setzte die Verklärung zu einem bedeutenden und idealen Herrscher ein. Auch wenn die Europäische Union heute größer ist als sein Reich, steht Karl der Große noch immer für die Idee eines geeinten Europas. Seit 1950 verleiht die Stadt Aachen den Karlspreis an Persönlichkeiten, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben.