Lernen Sie Bastian Prillwitz kennen
„Eine Umlaufmünze wäre mein Traum“

Goldmünzen, die Bastian Prillwitz gestaltet hat:


Herr Prillwitz, niemand wacht morgens auf und sagt: „Jetzt will ich unbedingt eine Münze gestalten.“. Wie sind Sie dazu gekommen?
Das war eher ein Zufall. Während meines Produktdesign-Studiums in Berlin-Weißensee hatte ich Kontakt zu Professor Heinz Hoyer, einem bekannten Münzgestalter, der schon in der DDR zahlreiche Gedenkmünzen entworfen hat – und von dem man auch die berühmte „fette Henne“ kennt, die heute noch auf allen deutschen 1-Euro-Münzen zu sehen ist. So bin ich an das Thema herangeführt worden. Ganz fremd war es mir allerdings nicht: In meiner Jugend habe ich selbst kurzzeitig Münzen gesammelt, nachdem ich von meinem Großvater ein kleines Konvolut geschenkt bekommen hatte. Aber das war nur eine Phase, wie man eben auch Briefmarken oder Comics sammelt.
Heute, im Zeitalter von Bitcoin und Kartenzahlung – ist es da nicht fast schon altmodisch, Münzen zu gestalten?
Das könnte man tatsächlich denken, und manchmal empfinde ich auch so. Alles wird digital, und trotzdem haben Münzen noch eine Bedeutung. Vielleicht spielt da auch Nostalgie eine Rolle. Aber genau das macht es für mich auch so spannend: ein Thema auf einer winzigen, runden Fläche so zu verdichten, dass es funktioniert. Das ist die große Herausforderung – und der Reiz.
Glauben Sie, dass es ein neues Bedürfnis nach Dingen „zum Anfassen“ gibt?
Unbedingt. Mit der Digitalisierung wächst das Verlangen nach haptischen Erlebnissen – oder auch nach Geräuschen, die das Bedienen eines Geräts erlebbar machen. Man sieht das überall: Dreh- und Druckknöpfe im Auto kehren zurück, weil Touchscreens im Straßenverkehr unsicher oder lästig zu bedienen sind. Menschen möchten Dinge spüren, klicken, ertasten. Münzen sind ein perfektes Beispiel dafür.Gibt es Münzen anderer Designer, die Sie besonders schätzen?
Da gibt es einige. Sehr beeindruckt hat mich zum Beispiel der Entwurf „Mobilität“ der Leipziger Künstlerin Stefanie Radtke aus der Handwerksserie. Sie hat das Thema geschickt in einer Netzstruktur umgesetzt, sehr zeitgemäß und überzeugend. Ich selbst hatte übrigens auch am Wettbewerb teilgenommen, aber instinktiv gespürt, dass ich keine wirklich gute Lösung gefunden habe. Ihr Ansatz war für mich umso mehr ein Aha-Moment.Gibt es einen Designer, der Sie generell geprägt hat?
Ich schätze viele Designer und ihre Objekte: die Brüder Bouroullec aus Frankreich etwa, ich denke aber auch an Alltagsgegenstände wie die legendäre Espressokanne des deutschen Industriedesigners Richard Sapper – da merkt man einfach jeden Tag, was gutes Design ausmacht. Einen „Helden“ oder eine „Heldin“ im klassischen Sinn habe ich aber nicht.Worin liegt die Besonderheit beim Münzdesign im Vergleich zu anderen Produkten, die Sie entwerfen?
Naturgemäß vor allem in der Fläche. Ein komplettes Thema muss auf wenige Quadratzentimeter reduziert werden – das ist einzigartig. Man muss wirklich komplett auf den Punkt kommen. Außerdem spielt das Material eine gewisse Rolle. Gold zum Beispiel erlaubt hohe Reliefs, weil es weich ist. Bei Kupfer-Nickel, wie bei Umlaufmünzen, sind die Reliefs viel flacher. Und man darf nicht vergessen: Der spiegelnde Münzgrund ist wichtiger Teil des Designs. Er erzeugt Kontraste, die man bewusst einsetzen kann, wie etwa beim „Taugenichts“-Motiv, wo der Sprung von einer matten in eine glänzende Fläche das Thema unterstreicht.Weitere Münzmotive von Bastian Prillwitz
Wenn Sie frei wählen könnten – welches Material bevorzugen Sie?
Gold ist ein interessantes Material, weil es sich gut verarbeiten lässt. Außerdem erfreut es sich bei Sammlerinnen und Sammlern hoher Beliebtheit und buchstäblicher Wertschätzung. Mein größter Traum wäre es aber, einmal eine Umlaufmünze zu gestalten, am liebsten eine 2-Euro-Münze. Ein Gebrauchsgegenstand, den Millionen Menschen in der Hand halten: Das wäre für mich die Krönung!Das könnte Sie auch interessieren:
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