Ein Porträtfoto von Ferenc Csák, Leiter Kulturbetrieb Chemnitz, kombiniert mit dem Rathaus
Ein Porträtfoto von Ferenc Csák, Leiter Kulturbetrieb Chemnitz, kombiniert mit dem Rathaus
Seit 1985 verleiht die Europäische Kommission den Titel der europäischen Kulturhauptstadt an zwei Städte in Europa. Nach West-Berlin, Weimar und Essen mit dem Ruhrgebiet ist Chemnitz erst die vierte Stadt in Deutschland, die sich über die begehrte Auszeichnung freuen darf. Über die Chancen, die sich daraus für die Stadt und die Region ergeben, und warum die 20-Euro- Silbermünze aus seiner Sicht besonders gelungen ist, darüber sprechen wir mit Ferenc Csák, dem Leiter des Chemnitzer Kulturbetriebs. Der studierte Kunst- und Politikwissenschaftler, der Erfahrungen unter anderem als Kulturstaatssekretär der ungarischen Regierung und als Generaldirektor der Ungarischen Nationalgalerie gesammelt hat, war an der erfolgreichen Bewerbung Chemnitz' maßgeblich beteiligt.

Herr Csák, wie würden Sie Chemnitz mit Ihren Worten beschreiben? Was ist charakteristisch für die Stadt?

Chemnitz ist eine dynamische Stadt im Herzen Europas. Sie hat eine bewegte Geschichte, hat viele Umbrüche erlebt und ist trotzdem – oder gerade deshalb – ein Ort voller Kreativität und Aufbruchsstimmung. Was Chemnitz besonders macht, ist diese Mischung aus industrieller Vergangenheit, künstlerischer Innovation und einer starken Gemeinschaft. Chemnitz ist keine Stadt, die sich auf den ersten Blick erschließt, aber, wenn man genauer hinschaut, entdeckt man eine enorme Vielfalt und ein großes Potenzial.

Chemnitz ist Europas Kulturhauptstadt 2025. Was bedeutet die Auszeichnung für die Stadt und die Region?

Das ist eine riesige Chance! Die Auszeichnung zeigt, dass Chemnitz mit seiner Kultur und seinen Ideen auch international wahrgenommen wird. Gleichzeitig geht es nicht nur um das eine Jahr 2025, sondern auch um eine nachhaltige Entwicklung – für die Stadt und die gesamte Region. Wir wollen Chemnitz als kulturellen Standort stärken, neue Impulse setzen und zeigen, dass hier unglaublich viel passiert. Es ist eine Einladung an alle, Chemnitz neu zu entdecken.

Welche Wirkung bzw. welches Signal erhoffen Sie sich?

Wir wollen ein Zeichen setzen: Chemnitz ist offen, kreativ und bereit, sich zu zeigen. Die Stadt hat oft im Schatten anderer großer Städte gestanden, aber sie hat so viel zu bieten. Wir hoffen, dass der Titel langfristig die Wahrnehmung verändert – sowohl nach außen als auch nach innen. Denn das Selbstbewusstsein der Chemnitzerinnen und Chemnitzer soll gestärkt werden. Es geht darum, ein neues Miteinander zu schaffen, Menschen zu verbinden und gemeinsam etwas zu bewegen.

Welche Aspekte im Programm würden Sie besonders hervorheben?

Besonders spannend finde ich, dass so viele unterschiedliche Akteure eingebunden sind – von großen Institutionen bis hin zu kleinen Initiativen. Das Festival „KOSMOS Chemnitz“ ist ein Beispiel dafür: Es verbindet Kunst, Musik und gesellschaftlichen Austausch und macht sichtbar, wie vielfältig die Stadt ist. Auch die Makerhubs sind ein spannendes Projekt – Orte, an denen Menschen zusammenkommen, um gemeinsam kreativ zu arbeiten. Und dann gibt es natürlich den „Purple Path“, ein Kunst- und Skulpturenweg, der mit Kunstinstallationen Chemnitz und die Region verbindet. Das zeigt, dass das Kulturhauptstadt-Jahr nicht nur in der Innenstadt passiert, sondern auch in die gesamte Region ausstrahlt.

Eines der Ziele ist, „aktiv die Menschen zusammenzubringen“. Welche Beispiele gibt es dafür?

Es gibt viele Projekte, die genau das tun. Ein gutes Beispiel sind die Mikroprojekte, bei denen Bürgerinnen und Bürger eigene Ideen einbringen und umsetzen können – das schafft echte Teilhabe. Außerdem sind über 1.000 Freiwillige dabei, die sich engagieren und das Programm mit Leben füllen. Besonders schön finde ich auch die generationenübergreifenden Projekte: Hier kommen junge und ältere Menschen zusammen, um gemeinsam Kultur zu erleben und zu gestalten. Das zeigt, wie Kultur Brücken bauen kann – zwischen Generationen, aber auch zwischen verschiedenen Gruppen in der Stadt.

Haben Sie Berührungspunkte zum Sammeln von Münzen?

Ja, tatsächlich! Meine erste Münze habe ich von meinem Vater geschenkt bekommen, als ich zehn Jahre alt war. Es war eine Silbermünze – ein 5-Forint-Stück mit der Prägung des ehemaligen Königs von Ungarn und Kaisers von Österreich. Damit wurde eine Familientradition fortgesetzt, denn bei uns hatten Münzen schon immer eine besondere Bedeutung. Sie sind nicht nur Wertgegenstände, sondern erzählen auch Geschichten – über Städte und Regionen, über ganze Epochen.

Wie gefällt Ihnen persönlich das Motiv der 20-Euro-Silbermünze? Was finden Sie daran besonders gelungen?

Ich hatte das Glück, an der Jurysitzung zur Auswahl der Kulturhauptstadt-Münze persönlich teilzunehmen und Chemnitz in diesem Prozess zu vertreten. Das endgültige Motiv hat mich – und die Jury – überzeugt, weil es architektonisch prägende Elemente der Stadt mit unserem Motto „C the Unseen“ auf eine sehr ästhetische Weise verbindet. Besonders gelungen finde ich, wie sich die Gestaltung auf der Bild- und der Wertseite der Münze sowie am Rand widerspiegelt und so die Geschichte und Identität von Chemnitz würdigt.
20-Euro-Silbermünze 2025 "Chemnitz - Kulturhauptstadt Europas 2025"
20-Euro-Silbermünze 2025 "Chemnitz - Kulturhauptstadt Europas 2025"

Wem würden Sie die Münze gerne schenken?

Ganz klar: Ich werde die Familientradition fortsetzen und meinen beiden Söhnen und meiner Tochter jeweils eine dieser Münzen schenken – natürlich mit der Geschichte dahinter. Ich hoffe, dass sie sie genauso wertschätzen werden wie ich meine erste Münze damals.

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