Auf einer grünen Wiese liegt ein Einhorn. Durch die Wolken am Himmel bricht die Sonne durch.
Auf einer grünen Wiese liegt ein Einhorn. Durch die Wolken am Himmel bricht die Sonne durch.
Alle zwei bis drei Jahre führen Nachwuchswettbewerbe junge Talente an die Gestaltung von Münzen heran. Der jüngste Nachwuchswettbewerb wurde im Mai 2025 durchgeführt. Sein Thema: Fabelwesen. Als Fabelwesen gelten Gestalten und Tiere, die nicht real sind, aber zu bestimmten Zeiten oder in unterschiedlichen Kulturkreisen als reale Figuren wahrgenommen wurden, ob Einhorn, Basilisk oder Meeres- oder Waldgeister. Der Glaube an diese Wesen ist heute zwar meist nicht mehr vorhanden, aber die entsprechenden Sagen und Legenden sind noch vielerorts präsent – und sollen es auch weiterhin bleiben, wenn es nach Florian Schäfer von Zeitsprünge e. V. geht, der als sogenannter Ereignisvertreter (Experte für ein thematisches Fachgebiet) Mitglied des Preisgerichts war: „Es ist uns ein Anliegen, dass alte Märchen und Sagen nicht in Vergessenheit geraten, ermöglichen sie doch Einblicke in unsere eigene Kulturgeschichte und den Umgang des Menschen mit seiner Umwelt in vergangenen Zeiten.“

Von Drachen und anderen sagenhaften Gestalten


In einer mystischen Landschaft steht ein Drache Im Gegenlicht auf einem Felsen

Für den Nachwuchswettbewerb standen die Künstlerinnen und Künstler vor der Herausforderung, vier der in Deutschland bekanntesten Fabelwesen entweder einzeln oder als Ensemble auf einem Münzentwurf darzustellen:

  • Der Drache/Lindwurm ist eine der universellsten Gestalten der Folklore, oft abgebildet als Angst einflößendes, Gift oder Feuer spuckendes Wesen mit einem großen Echsen- oder Schlangenkörper und einem Krokodilskopf.

  • Das Einhorn wurde im frühen Mittelalter durch den Physiologus populär, einem Werk der christlichen Naturlehre. Es ist pferd- oder ziegenartig und besitzt ein gerades oder gedrechseltes Horn. In der Fantasy-Literatur und als Kinderspielzeug ist es aus unserer heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken.

  • Die Loreley/Lorelei sitzt auf dem gleichnamigen Rheinfelsen und lenkt die Schiffer durch Anblick und Gesang so ab, dass sie nicht auf die Gefahren des Flusses achten und im Rhein versinken. Erdacht von Clemens von Brentano in der Ballade „Lore Lay“, ist die Geschichte der Wassernixe inzwischen eine der international bekanntesten deutschen Sagen.

  • Rübezahl ist ein Berggeist des Riesengebirges. Er tritt sowohl als Figur auf, die Schaden bringt und fehlerhaftes Verhalten bestraft, als auch als Helfer von Menschen, die unschuldig in Not geraten sind.

Fabelhaftes Münzdesign

Die neun fantastischen Entwürfe, die zum Wettbewerb eingereicht wurden, spiegeln nicht nur hohes künstlerisches und fachliches Niveau. Sie zeigen auch, wie das Thema die Fantasie der eingeladenen Nachwuchskünstlerinnen und -künstler beflügelt hat. Nur drei Entwürfe können es aufs Podium schaffen, aber jeder einzelne ist ein kleines Kunstwerk und soll hier gezeigt werden.
1. Preis: Johanna Maria Fink, Hanau (Staatliche Zeichenakademie Hanau)
Bild- und Wertseite des Siegerentwurfs „Einhorn“ von Johanna Maria Fink
Porträtfoto der Siegerin des Nachwuchswettbewerbes Johanna Maria Fink
Aus der Jury-Begründung: „Die künstlerische Ausarbeitung, insbesondere der Mähne und des ausschweifenden Fesselbehanges, überzeugt durch die präzise Detaillierung der einzelnen Strähnen und erzeugt eine lebendige Vielschichtigkeit. In gleicher Weise sind anatomische Details, wie Nüstern, Halsfalten und Augen, überzeugend dargestellt. Die beiden gespaltenen Hufe verweisen auf die historischen Darstellungen des Einhorns als Ziegenbock im frühen Mittelalter. So entsteht im Zusammenspiel mit der naturalistischen Darstellung eine überzeugende und selbstbewusste Synergie zwischen folkloristischen Ursprüngen und der zeitgenössischen, popkulturellen Interpretation.“
2. Preis: Fiona Kapp, Emmering (Berufsfachschule für Glas und Schmuck Kaufbeuren)
Bild- und Wertseite des 2. Preises „Lorelei“ von Fiona Kapp
Aus der Jury-Begründung: „Sowohl Bild- als auch Wertseite bestechen durch eine sehr feinfühlige, reliefhafte Modellierung. Weder die überzeugend komponierte Vorder- noch die dicht gestaltete Rückseite wirken dabei überladen.“
3. Preis: Antonia Anzenberger, Corbel (Berufsfachschule für Glas und Schmuck Kaufbeuren)
Bild- und Wertseite des 3. Preises „Lindwurm“ von Antonia Anzenberger
Aus der Jury-Begründung: „Das Auge des Betrachters folgt der raffiniert ins Bild gesetzten geschwungenen und gedrehten Körperform; das Schuppenkleid ist filigran und technisch gekonnt gestaltet.“

Weitere Wettbewerbsbeiträge


Bild- und Wertseite des Entwurfes „Lorelei“ von Janina Tögel
Bild- und Wertseite des Entwurfes „Lorelei“ von Maria Wetzel

„Lorelei“
Janina Tögel, Staatl. Berufsfachschule für Glas und Schmuck Kaufbeuren


„Lorelei“
Maria Wetzel, Staatl. Berufsfachschule für Glas und Schmuck Kaufbeuren

Bild- und Wertseite des Entwurfes „Lorelei“ von Janina Tögel

„Lorelei“
Janina Tögel, Staatl. Berufsfachschule für Glas und Schmuck Kaufbeuren


Bild- und Wertseite des Entwurfes „Lorelei“ von Maria Wetzel

„Lorelei“
Maria Wetzel, Staatl. Berufsfachschule für Glas und Schmuck Kaufbeuren

Bild- und Wertseite des Entwurfes „Lindwurm“ von Mia Redekop
Bild- und Wertseite des Entwurfes „Lorelei“ von Janina Tögel

„Lindwurm“
Mia Redekop, Staatl. Berufsfachschule für Glas und Schmuck Kaufbeuren

„Rübezahl“
Luisa Kempter, Staatl. Berufsfachschule für Glas und Schmuck Kaufbeuren

Bild- und Wertseite des Entwurfes „Lindwurm“ von Mia Redekop

„Lindwurm“
Mia Redekop, Staatl. Berufsfachschule für Glas und Schmuck Kaufbeuren

Bild- und Wertseite des Entwurfes „Lorelei“ von Janina Tögel

„Rübezahl“
Luisa Kempter, Staatl. Berufsfachschule für Glas und Schmuck Kaufbeuren

Bild- und Wertseite des Entwurfes „Lorelei“ von Kai Heck
Bild- und Wertseite des Entwurfes „Rübezahl“ von Rebecca Bierbrodt

„Lorelei“
Kai Heck, Staatl. Zeichenakademie Hanau

„Rübezahl“
Rebecca Bierbrodt, Staatl. Zeichenakademie Hanau

Bild- und Wertseite des Entwurfes „Lorelei“ von Kai Heck

„Lorelei“
Kai Heck, Staatl. Zeichenakademie Hanau

Bild- und Wertseite des Entwurfes „Rübezahl“ von Rebecca Bierbrodt

„Rübezahl“
Rebecca Bierbrodt, Staatl. Zeichenakademie Hanau

Erfolgreicher Ausbilder


Der Graveur und Medailleur Michael Otto ist einer der profiliertesten deutschen Münzdesigner – und als Fachlehrer für Gravieren an der Staatlichen Zeichenakademie Hanau der Ausbilder der Nachwuchssiegerin Johanna Maria Fink. Neben dem erfolgreichen Abschneiden der Auszubildenden der Zeichenakademie hebt er die Bedeutung von Nachwuchswettbewerben hervor: „Seit 25 Jahren nehmen Schülerinnen und Schüler der Staatlichen Zeichenakademie Hanau in der Ausbildung zum Graveur an den Förderwettbewerben zur Münzgestaltung teil. Zahlreichen Preise konnten verbucht werden. Auf die Leistungen unserer Auszubildenden sind wir sehr stolz. Der eigentliche Gewinn für die Teilnehmer sind jedoch die vielen beruflich wertvollen Erkenntnisse und Fertigkeiten, welche sich im Entwurf und der Erstellung der Gipsmodelle vereinen: Ideenfindung, Entwurfszeichnen, Grafik, Flachrelief, Modellieren von Hand, Prägetechnik, Gipsgießen, PC-Arbeit, Schriftkunde, manuelles und CNC-Fräsen, Präsentation etc. Es ist ein wunderbares Zusammenspiel von allem in der Ausbildung Erlernten. Münzen sind zudem ein Kulturgut, welches zeitaktuelle oder geschichtliche Themen für die Nachwelt festhält. Für mich sind die Wettbewerbe daher ein äußerst wertvoller Beitrag in der Ausbildung zum künstlerischen Berufsbild des Graveurs.“

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