Die beiden Siegerentwürfe aus den Nachwuchswettbewerben „Kinderlieder“ und „Filmkunst“
Die beiden Siegerentwürfe aus den Nachwuchswettbewerben Kinderlieder und Filmkunst

Münzen zu gestalten, erfordert eine Vielzahl an handwerklichen und technischen Fähigkeiten, die jede Sammler- oder Gedenkmünze der Bundesrepublik Deutschland zu dem machen, was sie ist: ein kleines, individuelles Kunstwerk. Hinter jedem Entwurf stecken Gestalterinnen und Gestalter, die sich in einem eigens ausgelobten Wettbewerb durchgesetzt haben und mit ihrem Einfallsreichtum und ihrem Können das hohe Niveau der deutschen Münzkunst sichern.

Woher aber kommen neue Talente, die an das komplexe Thema des Münzdesigns herangeführt werden? Schließlich muss es immer wieder eine neue Generation an versierten Nachwuchskräften geben, die mit den anspruchsvollen Gegebenheiten umgehen können. Beim Designen von Münzen sind die technischen Möglichkeiten sehr eng, der Platz, der zur Verfügung steht, sehr knapp bemessen, geht es doch um eine Fläche, die häufig nur einen Durchmesser von etwa 30 mm hat oder sogar noch kleiner ist.

Anspruchsvolle Münzkunst

Gestalterinnen und Gestalter von Münzen benötigen Allround-Fähigkeiten. Allein der Entwurf und die Erstellung eines notwendigen Gipsmodells erfordert eine Vielzahl von Fertigkeiten, sowohl handwerklich als auch kognitiv: die kreative Ideenfindung, das Zeichnen eines Entwurfs, Kenntnisse in Grafik und Flachrelief, das Modellieren von Hand, das Wissen um Prägetechniken, das Gießen von Gips, die Arbeit am PC, das Verständnis für Typografie, manuelles und CNC-Fräsen, die Aufbereitung einer Präsentation – die Liste ließe sich durchaus noch fortsetzen. Zudem verlangt jeder Münzentwurf die Auseinandersetzung mit dem vorgegebenen kulturellen oder historischen Thema, also das Aneignen von Wissen, die Recherche und schließlich die Kunst, ein umfangreiches Thema in seiner Essenz auf einem Münzrund darzustellen.

Schon 1928 schrieb der Medailleur Alfons Feuerle: „… dieses Gebiet ist so abgegrenzt und verlangt eine derartige Hingabe und eine Vereinigung von Künstler und Techniker in einer Person, dass wenn hier nicht von langer Hand vorbereitet wird, nie etwas Ordentliches herauskommen kann. Was nützt im allgemeinen Münzwettbewerb, so begrüssenswert an sich, wo alle möglichen Maler, Bildhauer, Zeichner, Graphiker usw. ganz hübsche Entwürfe, Münzbildchen machen, wenn das fertige Geldstück, das die Münzanstalt verlässt, immer eine Enttäuschung bringt.“

Mit anderen Worten: Längst nicht jede Künstlerin oder jeder Künstler kann eine Münze gestalten. Wie aber finden wir die neuen „richtigen“ Talente, die dieses zwar anspruchsvolle, aber auch bereichernde und erfüllende Feld durchdringen und beherrschen wollen? Mit Nachwuchswettbewerben! Sie finden alle zwei bis drei Jahre statt und werden vom Bundesverwaltungsamt (BVA) durchgeführt, bei dem die Münze Deutschland angesiedelt ist.

Die beiden Siegerentwürfe aus den Nachwuchswettbewerben Kinderlieder und Filmkunst
Eine Nachwuchskünstlerin bearbeitet konzentriert ein Gipsmodell
Ein gestaltetes Werkstück aus Metall mit einem Relief-Ornament wird bearbeitet
Zu Übungszwecken wird eine Metallplatte graviert, um das Verhalten des Werkzeugs zu testen

Wie läuft ein Nachwuchswettbewerb ab?

Der Ablauf ähnelt einem regulären Münzwettbewerb. Zur Teilnahme eingeladen werden Studierende bzw. Schülerinnnen und Schüler von Hochschulen und Lehreinrichtungen, die gezielt Nachwuchs im Bereich Medailleure ausbilden. In Deutschland gibt es rund ein Dutzend solcher Institutionen.

Alle Teilnehmenden reichen zu einem festgelegten Münzthema ihre Designvorschläge ein: als zeichnerische Darstellung der Bild- und Wertseite sowie in Form eines Gipsmodells als plastischem Entwurf.

Die Entwürfe werden von einem Preisgericht beurteilt. Die Jury setzt sich zusammen aus Vertreterinnen und Vertretern des Bundesfinanzministeriums, des Bundesverwaltungsamtes und des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie aus den sogenannten Ereignisvertretern (Fachleute aus dem jeweiligen Themengebiet), bildenden Künstlerinnen und Künstlern (zum Beispiel aus Bildhauerei oder Gestaltung) und Numismatikerinnen und Numismatikern. Alle Entwürfe werden anonym begutachtet – es ist der Jury bei der Beurteilung nicht bekannt, wer die Entwürfe eingereicht hat.

Allein die Zusammenstellung des Preisgerichts, das über eine breite Expertise verfügt, und die Jurysitzung selber erfordern (inklusive Vor- und Nachbereitung) viel Zeit und Engagement seitens der Beteiligten, von den organisatorischen Notwendigkeiten und Formalitäten, die ein Nachwuchswettbewerb mit sich bringt, ganz zu schweigen. Umso mehr ist dessen Durchführung ein klares Zeichen dafür, wie wichtig es uns ist, eine nachwachsende Generation von Künstlerinnen und Künstlern für die Münzkunst zu begeistern.

Mehr als Ruhm und Ehre

Aus den Entwürfen, die zu einem Nachwuchswettbewerb eingereicht werden, kürt das Preisgericht drei Gewinner, es wird jedoch keine Münze geprägt. Alle Teilnehmenden haben Anspruch auf einen Materialkostenzuschuss und es werden Preisgelder ausgelobt, der schönste Lohn ist aber ein anderer: Im Anschluss an den Wettbewerb benennt die Jury diejenigen Teilnehmenden, die in die Künstlerdatenbank des Bundesverwaltungsamtes aufgenommen werden.

Hier werden nur ausgewiesen fähige Künstlerinnen und Künstler geführt, aus denen sich das Teilnehmerfeld für die Ideenwettbewerbe zusammensetzt. In diesen „exklusiven Club“ aufgenommen zu werden, ist durchaus ein Ritterschlag, in jedem Falle eine große Anerkennung der technischen und handwerklichen Leistungen des Talentes. Wir investieren viel in den Nachwuchs, um die hohe Qualität der deutschen Sammler- und Gedenkmünzen zu garantieren. Das geht nur mit exzellenten Künstlerinnen und Künstlern.

Erfolgreich bei Nachwuchs- und regulären Münzwettbewerben

Die Fragen liegen auf der Hand: Was bringt das alles? Lohnt sich dieser große Aufwand überhaupt? Lassen sich über Nachwuchswettbewerbe wirklich neue Talente finden und an die Münzkunst heranführen? Die ebenso kurze wie einfache Antwort: Ja!

Einige der erfolgreichsten Münzgestalterinnen und -gestalter sind aus Nachwuchswettbewerben hervorgegangen. Hier einige aktuelle Beispiele – sehr wahrscheinlich haben Sie die ein oder andere Münze in Ihrer Sammlung:

  • Anna Steinmann von der Kunsthochschule Weißensee (Berlin) hat 2017 den Nachwuchswettbewerb „Alte deutsche Kinderlieder“ gewonnen. Ihr Entwurf: „Der Kuckuck und der Esel“. Von ihr stammen die offiziellen 20-Euro-Silbermünzen „150. Geburtstag Peter Behrens“ (2018) und „75. Berlinale“ (2025).

  • Tobias Winnen von der Hochschule für Gestaltung Niederrhein (Krefeld) gewann mit dem Entwurf „Metropolis“ den Nachwuchswettbewerb 2020/2021 zum Thema „Deutsche Filmkunst“. 2023 erreichte er gleich in seinem ersten regulären Münzwettbewerb den 1. Preis und gestaltete die 2-Euro-Gedenkmünze „1275. Geburtstag Karl der Große“.

Welche Nachwuchswettbewerbe gab es in den letzten zwei Jahrzehnten?

  • 2013/14: Vom Aussterben bedrohte Tierarten
  • 2015: Fußball-Europameister
  • 2017: Alte deutsche Kinderlieder
  • 2020/21: Deutsche Filmkunst
  • 2022/23: Deutsche Schifffahrt

Der jüngste Nachwuchswettbewerb fand im Mai 2025 statt. Darüber berichten wir in Kürze hier im Blog im zweiten Teil von „Nachwuchs für das Münzdesign“.

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