Eine von Euro- und Euro-Cent-Münzen bedeckte Fläche

Zunächst die gute Nachricht: Wir haben in Deutschland weder bei Münzen noch bei Banknoten ein Falschgeldproblem. Auch wenn die Anzahl der im Nationalen Analysezentrum der Deutschen Bundesbank festgestellten falschen Münzen im Jahr 2024 im Vergleich zu dem Vorjahr um 23% auf 141.332 Stück zugenommen hat, so ist die Wahrscheinlichkeit, im normalen Zahlungsverkehr eine falsche Münze zu bekommen, äußerst gering.

In Deutschland sind aktuell etwa 44 Mrd. Münzen im Umlauf. Betrachtet man die Tatsache, dass von den acht Nominalen nur die 2-Euro-, 1-Euro- und 50-Cent-Münzen gefälscht werden, von denen sich insgesamt circa 6,68 Mrd. Münzen im Zahlungsverkehr befinden, ergibt sich die äußerst geringe Wahrscheinlichkeit von einer falschen Münze auf 47.265 echten Münzen dieser drei Nominale.

Am häufigsten gefälscht: Die 2-Euro-Münze

Verteilung der Fälschungen auf die einzelnen Nominale (Stand 31.12.2024) 1:

Münzen Anzahl Anteil (gerundet)
50 Cent 658 <1%
1 € 5.607 4 %
2 € 135.067 96 %
Gesamt 141.332

Automatisierte Fälschungserkennung dank besonderer Merkmale

In Deutschland hat sich seit Jahrzehnten ein zuverlässig arbeitendes System der Zusammenarbeit zwischen Deutscher Bundesbank und der Kreditwirtschaft zur Erhaltung der Sicherheit im Bargeldkreislauf etabliert.  Die Filialen der Deutschen Bundesbank, die mit der Deutschen Bundesbank kooperierenden Wertdienstleister sowie die Banken verfügen über zuverlässige Münzzählmaschinen, die die gängigen Fälschungen erkennen und aus dem Zahlungsverkehr aussortieren. Dabei überprüfen die Automaten eine Vielzahl von Parametern wie etwa Dicke und Durchmesser, aber auch die elektrische Leitfähigkeit und die magnetischen Eigenschaften der Münzen. Letzteres ist gerade bei den 1-Euro- und 2-Euro-Münzen von großer Bedeutung. Diese Münzen verfügen in dem mittleren Teil, der sogenannten Pille, über eine besondere Materialkombination. Für das Auge von außen unsichtbar wurde bei der Herstellung des Bandmaterials für die Rohlinge zwischen den beiden Decklagen ein dünnes Metallband aus reinem Nickel eingewalzt. Nickel ist eines der wenigen Metalle, das starke ferromagnetische Eigenschaften besitzt, so dass die Pille erkennbar auf ein magnetisches Feld anspricht.

Schematische Darstellung zeigt den Nickelkern der Euromünzen

Aufbau der Pille der 1-Euro- und 2-Euro-Münze2

Aufgrund der geringen Dicke der Nickelschicht ist diese magnetische Eigenschaft jedoch nur schwach ausgeprägt. Die 1 Euro- und 2 Euro-Münzen werden somit von einem Magneten nur leicht angezogen. Mit geringer Kraft lassen sich die Münzen wieder von dem Magneten abziehen.

Eine nur teilweise gewalzte Euro-Münze mit sichtbarem Nickelkern

Blech der Pille einer 2-Euro-Münze aus dem Walzprozess entnommen

Weit über 100 bekannte Fälschungen im Umlauf

Auch wenn die 1-Euro- und 2-Euro-Münzen für die Fälscher anspruchsvolle Objekte darstellen, tauchen immer wieder neue Fälschungen im Bargeldkreislauf auf. Sowohl bei dem Nationalen Analysezentrum der Deutschen Bundesbank in Mainz als auch bei den anderen Nationalen Analysezentren der einzelnen Euro-Mitgliedsstaaten wird jede Fälschung mit gleichen Prägefehlern und Eigenschaften einer charakteristischen Fälschungsklasse zugeordnet. Seit der Einführung des Euros 2002 sind mittlerweile allein bei den 2-Euro-Münzen 101 unterschiedliche Fälschungsklassen ermittelt worden.

Fehlerquelle Randgestaltung

Falsche Münzen sind bei genauerer Betrachtung gut von echten Münzen zu unterscheiden. Ein wichtiges optisches Kriterium zur Erkennung von falschen Münzen ist die Qualität der Randgestaltung. Auf deutschen 2 Euro-Münzen ist der Satz EINIGKEIT UND RECHT UND FREIHEIT sowie der Bundesadler eingeprägt. Bei einigen Randschriften sind Rechtschreibfehler erkennbar. In Bild unten ist die Randschrift einer Fälschung einer deutschen 2-Euro-Münze zu sehen, bei der anstelle von RECHT UND FREIHEIT der Ausdruck RECMT UND FREIMEIT zu erkennen ist. Offensichtlich hat der Fälscher keinen passenden Buchstaben H zur Hand gehabt. Abgesehen von den Rechtschreibfehlern und dem fehlenden Adler wirkt die Randschrift undeutlich.

Einigkeit und Recht und Freiheit – die Randschrift des Euros

Randschrift der echten 2 Euro-Münze

Randschrift gefälschter Euro: Einigkeit und Recmt und Freimeit

Randschrift einer falschen 2-Euro-Münze

Bei der deutschen Randschrift stellt gerade der Bundesadler für die meisten Fälscher ein äußerst schwer zu imitierendes Symbol dar. Das ist gut zu erkennen bei den „Bundesadlern“ unterschiedlicher Fälschungsklassen der deutschen 2-Euro-Münze.

Geprägter Bundesadler im geriffelten Münzrand

Bundesadler der echten Randschrift

Ovale Form im geriffelten Münzrand
fehlerhafte Adlerdarstellung im geriffelten Münzrand
fehlerhafte Adlerdarstellung im geriffelten Münzrand
Ovale Form im geriffelten Münzrand
fehlerhafte Adlerdarstellung im geriffelten Münzrand
fehlerhafte Adlerdarstellung im geriffelten Münzrand

„Bundesadler“ verschiedener Falschmünzen

Erkennungsmerkmal Prägequalität

Als weiteres optisches Merkmal ist die Prägequalität im Allgemeinen zu beachten. Falsche Münzen haben in der Regel keine so ausgeprägten Konturen des Reliefs wie die echten Münzen. Durch die geringen Anforderungen an die Prägequalität sind die Prägefehler bei Fälschungen vielfach und bei näherer Betrachtung deutlich zu erkennen. Dafür ist allerdings eine Lupe notwendig.

Falsche 1-Euro-Münze
Detailansicht falscher 1-Euro-Münze mit Prägefehler
Falsche 1-Euro-Münze
Detailansicht falscher 1-Euro-Münze mit Prägefehler

Falsche 1-Euro-Münze und Detailansicht

Das Erkennen optischer Fälschungsmerkmale erfordert eine gewisse Routine und Kenntnisse auf dem Gebiet der Prägetechnik. Für den Fachmann sind bestimmte Prägefehler relativ einfach zu identifizieren und entsprechende Münzen als Falschprägungen zu erkennen. 

Pfeile zeigen Prägefehler auf gefälschter 2-Euro-Münze
Pfeile zeigen Prägefehler auf gefälschter 2-Euro-Münze
Pfeile zeigen Prägefehler auf gefälschter 2-Euro-Münze
Pfeile zeigen Prägefehler auf gefälschter 2-Euro-Münze
Pfeile zeigen Prägefehler auf gefälschter 2-Euro-Münze
Pfeile zeigen Prägefehler auf gefälschter 2-Euro-Münze

Prägefehler auf der Wertseite gefälschter 2 Euro-Münzen

Ein unbestechliches Kriterium: Magnetismus

Ein objektiveres Kriterium zur Erkennung von Fälschungen stellt der Magnetismus der Pille dar. Wie erwähnt, ist der leichte Magnetismus, bedingt durch die dünne Nickelschicht in der Pille der echten 1-Euro- und 2-Euro-Münze, ein gutes Unterscheidungsmerkmal zu falschen Münzen. Ein zu starkes Anhaften der Pille an dem Magneten, ein magnetischer Ring oder gänzlich fehlender Magnetismus sind Hinweise auf eine Fälschung.

Eine 2-Euro-Münze haftet mit dem Rand an einem Magneten

2-Euro-Fälschung mit magnetischem Ring

Die 10-, 20- und 50-Cent Münzen bestehen aus einer Kupfer-Aluminium-Zink-Zinn Legierung, die auch als „Nordisches Gold“ bezeichnet wird und völlig unmagnetisch ist.
Die 1-, 2- und 5-Cent Münzen bestehen aus Stahl mit einer wenige tausendstel Millimeter dünnen, elektrolytisch aufgebrachten Kupferschicht und werden sehr stark von einem Magneten angezogen. Da die magnetischen Eigenschaften der Münzen für die automatisierte Münzbearbeitung von großer Bedeutung sind, zeigen einige Fälschungen kuriose Aufbauten, um den Magnetismus zu imitieren. Diese Imitationen weisen trotz gewisser magnetischer Eigenschaften bemerkbare Unterschiede zum Magnetismus echter Münzen auf.

Weitere umfangreiche Informationen zu dem Thema Münzen und eine Onlineschulung zu dem Thema Erkennung falscher Banknoten und Münzen befinden sich auf der Homepage der Deutschen Bundesbank.


Für diesen Artikel bedanken wir uns bei Roland Zils, Fälschungsexperte beim Nationalen Analysezentrum der Deutschen Bundesbank.

1 Alle Abbildungen außer 2: Roland Zils, Deutsche Bundesbank
2 Abbildung: Banco de España

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