Statue von Herodotus

Herodot (490/480 v. Chr. bis 430/420 v. Chr.) berichtet als erster von Münzfälschungen

War der Tyrann Polykrates von Samos der erste bekannte Münzfälscher?

Mit dem Beginn der Münzprägung im ausgehenden 7. Jh. v. Chr. wog schon ein Hauch von Zweifel dem Münzmaterial inne und beflügelte die Gestaltung der Münze, so wie wir sie heute kennen: Vorder- und Rückseite, Angabe zum Emittenten als Garantiebekundung, Nominalbezeichnung in Wort und/oder Ziffer.

Wert und Echtheit – der Zweifel ist so alt wie die Münze

Die ersten Münzen waren kleine Nuggets aus Elektron, einer natürlichen Legierung aus Gold und Silber, die vorwiegend aus dem Fluss Paktolos stammte, der durch die Hauptstadt der Lyder Sardis floss. Da die ursprüngliche Zusammensetzung des natürlichen Elektrons nicht eindeutig war, musste bei jedem Tausch- oder Warengeschäft der Wert des Elektrons verhandelt werden. Dafür nutzte man eine Schieferplatte, auf deren Oberfläche mehre Abstriche von Elektron mit einem vordefinierten Goldgehalt aufgetragen war. Anhand des Vergleiches der Goldfärbung konnte dann der Nominalwert der Elektronmünze verhandelt werden. Erst durch die Kombination von Herrschaftszeichen auf der Bildseite und durch Vertiefungen auf der Rückseite, die den Kern der Münze offenlegen sollten, wurde die Münze als Zahlungsmittel akzeptiert. Die Zeichen, oft Herrschaftsinsignien oder Stadtsymbole, waren die Garantiebekundungen des Emittenten, der damit belegen wollte, dass alles korrekt war.

Elektronmünze aus Sardis¹

Datierung: ca. 625-550 v. Chr. 
Vorderseite: Löwenkopf 
Rückseite: Zwei quadratische Incusa 
Nominal: 1/3 Stater (Trite)
Material: Elektron 
Maße: 4,70 g; ø 13 mm
Vor- und Rückseite einer Elektronmünze aus Sardis

Die ersten Fälschungen?

Die Nutzung von frühen Münzen aus Elektron verbreitete sich im ausgehenden 7. Jh. v. Chr. durch den Handel mit den Lydern und die Goldschmiedekunst auf griechische Stadtstaaten wie Milet, Ephesos und Inseln wie Samos. Fast gleichzeitig mit der Münzprägung in der Ägäis sollen auch die ersten Münzfälschungen in Umlauf gekommen sein. Laut Herodot (3,56) soll Polykrates die spartanische Belagerung von Samos im Jahre 524 v. Chr. nach 40 Tagen durch die Zahlung von vergoldeten Bleimünzen beendet haben. Herodot hielt diese Überlieferung für ein unglaubwürdiges Gerücht. 

In frühen numismatischen Abhandlungen über die Münzen aus Samos werden Bleimünzen erwähnt, die mit Herodots Aussage in Verbindung gebracht und als Fälschungen des Polykrates angesehen wurden. Sie ähneln samischen Elektronmünzen aus der Zeit des Polykrates in Gewicht und Aussehen, was auf Polykrates als ersten Münzfälscher hindeutet. 

Weitere Funde von Bleimünzen aus dem Heraion von Samos zeigen langrechteckige Incusa auf der Rückseite und Münzbilder wie Adler mit Schlangen, Herakles und Greifen. Diese Bilder waren in Samos und Ionien beliebt. Die Münzen folgen dem samisch-euböischen Münzfuß, der im 6. Jh. v. Chr. auf Samos geläufig war.

Die ersten Fälschungen?

Die Nutzung von frühen Münzen aus Elektron verbreitete sich im ausgehenden 7. Jh. v. Chr. durch den Handel mit den Lydern und die Goldschmiedekunst auf griechische Stadtstaaten wie Milet, Ephesos und Inseln wie Samos. Fast gleichzeitig mit der Münzprägung in der Ägäis sollen auch die ersten Münzfälschungen in Umlauf gekommen sein. Laut Herodot (3,56) soll Polykrates die spartanische Belagerung von Samos im Jahre 524 v. Chr. nach 40 Tagen durch die Zahlung von vergoldeten Bleimünzen beendet haben. Herodot hielt diese Überlieferung für ein unglaubwürdiges Gerücht. 

In frühen numismatischen Abhandlungen über die Münzen aus Samos werden Bleimünzen erwähnt, die mit Herodots Aussage in Verbindung gebracht und als Fälschungen des Polykrates angesehen wurden. Sie ähneln samischen Elektronmünzen aus der Zeit des Polykrates in Gewicht und Aussehen, was auf Polykrates als ersten Münzfälscher hindeutet. 

Weitere Funde von Bleimünzen aus dem Heraion von Samos zeigen langrechteckige Incusa auf der Rückseite und Münzbilder wie Adler mit Schlangen, Herakles und Greifen. Diese Bilder waren in Samos und Ionien beliebt. Die Münzen folgen dem samisch-euböischen Münzfuß, der im 6. Jh. v. Chr. auf Samos geläufig war.

Elektronmünze aus Samos²

Datierung: ca. 600 v. Chr.
Vorderseite: bildlos, unregelmäßig
Rückseite: Zwei länglich-rechteckige Punzen,
als Fisch und Vogel (?) gestaltet
Nominal: Stater
Material: Elektron
Maße: 17,32 g; ø 18-21 mm
Vor- und Rückseite einer Elektronmünze aus Samos

Falsch- oder Notgeld, das ist hier die Frage

Im Gegensatz zu den von Herodot beschriebenen Fälschungen weisen die gefundenen Bleimünzen keine Spuren einer Vergoldung auf. Es handelt sich wahrscheinlich um Notgeld.

Samos war nicht die einzige griechische Stadt, die in der archaischen Zeit Notgeld ausgab. Aristoteles beschrieb, wie die ionische Stadt Klazomenai, als sie nicht liquide war und ihre Söldner nicht bezahlen konnte, Eisenmünzen an ihre reichsten Bürger verteilte und dafür Silber einsammelte. Die Eisenmünzen wurden später mit Zinsen in Silber umgetauscht.

Die samischen Bleimünzen sind kein Fälschungsgeld, sondern Notgeld, das während eines Edelmetallmangels verwendet wurde. Der Kontext der Belagerung von Samos im Jahr 524 v. Chr. deutet darauf hin, dass die Bleimünzen wie die späteren minderwertigen Eisenmünzen Klazomenais als Ersatz für Edelmetallmünzen fungierten und mit der Versprechung eines späteren Tausches in Silber akzeptiert wurden. Die Bleimünzen des Polykrates markieren das Ende seiner Herrschaft und spiegeln das Ende der Tyrannei auf Samos wider. Er wurde in Magnesia gefangen genommen, hingerichtet und gepfählt. 


1 Quelle: Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin - Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Foto: Lutz-Jürgen Lübke
2 Quelle: Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin - Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Foto: Dirk Sonnewald

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