Erhaltungsgrad von Münzen

Beim Sammeln von Münzen fällt immer wieder der Begriff des Erhaltungsgrads. Er beschreibt, in welchem Zustand sich eine Münze befindet – also, wie stark sie durch den Umlauf, durch Handhabung oder durch äußere Einflüsse abgenutzt wurde. Wer die Erhaltungsgrade kennt, kann die eigene Sammlung realistisch einschätzen. Zugleich bewahrt dieses Wissen davor, patinierte Münzen durch vermeintliche Verbesserungsversuche unwiederbringlich zu beschädigen.

Produktion und Patina: Das sind die Unterschiede

Bevor es um den Zustand einer Münze geht, sollte man jedoch verstehen, wie sie überhaupt hergestellt wurde. Denn nicht jeder glänzende Schimmer ist gleichbedeutend mit bester Erhaltung. Zu unterscheiden sind Produktionsverfahren und Erhaltungszustand: Zu den höchsten Produktionsqualitäten zählen „Polierte Platte“ und „Spiegelglanz“.

Münzen in „Polierter Platte“ (PP) werden durch ein spezielles Herstellungsverfahren geprägt. Dabei werden sowohl der Prägestempel als auch der Münzrohling aufwendig poliert, wodurch ein spiegelnder Grund und ein mattes Relief entstehen. Außerdem werden die Stücke einzeln in die Prägemaschine gelegt, nach der Prägung von Hand entnommen und einzeln verpackt. Ähnlich hochwertig ist das Verfahren des „Spiegelglanzes“. Hier werden auch die Stempel poliert, nicht jedoch die Ronden. Beide Varianten werden gezielt für Sammler geprägt und sind nicht für den Umlauf bestimmt.

„Stempelglanz“ wiederum bezeichnet Münzen, die maschinell per Serienproduktion hergestellt werden, aber keine Beschädigungen aus dem Umlauf aufweisen und noch den typischen Prägeglanz haben. Lediglich kleine Randunebenheiten oder minimale Schäden, die aus dem Produktionsprozess resultieren, dürfen vorhanden sein.

Beispiel für die Prägequalität „Spiegelglanz“ Beispiel für die Prägequalität „Spiegelglanz“
Beispiel für die Prägequalität „Stempelglanz“ Beispiel für die Prägequalität „Stempelglanz“

Von „prägefrisch“ bis „gering erhalten“ – die Erhaltungsgrade

Die eigentlichen Erhaltungsgrade beziehen sich dagegen auf den Gebrauchszustand einer Münze – unabhängig vom Herstellungsverfahren. „Unzirkulierte“ oder „prägefrische“ Münzen waren nie im Umlauf. „Fast unzirkulierte“ Münzen zeigen bereits erste, kaum wahrnehmbare Gebrauchsspuren, während Münzen im Erhaltungsgrad „vorzüglich“ leichte Abnutzungen an den höchsten Stellen des Reliefs besitzen, ansonsten aber alle Details klar erkennbar bleiben.

Deutlich sichtbar werden Gebrauchsspuren bei Münzen, die als „sehr schön“ oder „schön“ bezeichnet werden: Das Münzbild zeigt dort bereits glatte Partien, doch Inschriften und Konturen sind weiterhin eindeutig lesbar. In den niedrigsten Erhaltungsstufen – etwa „gut erhalten“ oder „gering erhalten“ – sind viele Details kaum noch zu erkennen. Zwischenstufen mit „plus“ oder „minus“ sind in der Praxis üblich und ermöglichen eine noch feinere Differenzierung.

Beispiel für den Erhaltungsgrad „Gut erhalten“.1
Beispiel für den Erhaltungsgrad „Gut erhalten“.1
Beispiel für den Erhaltungsgrad „Gering erhalten“.
Beispiel für den Erhaltungsgrad „Gering erhalten“.2

   Herstellungs- und Erhaltungsgrade

  • PP = Polierte Platte und SP = Spiegelglanz
  • ST = Stempelglanz: keine Abnutzungserscheinungen, keinerlei Verletzungen der Münze erkennbar
  • stfr. = Stempelfrisch, auch unc. (unzirkuliert), bfr. (bankfrisch), BU (engl. Brillant uncirculated): keine Abnutzungserscheinungen, nur prägebedingte, minimale Verletzungen des Münzreliefs und der Flächen
  • vz = vorzüglich: geringste Abnutzungen an den höchsten Stellen des Reliefs und geringste Verletzungen der Flächen
  • ss = sehr schön: normale Abnutzungen des Reliefs und der Flächen
  • s = schön: überdurchschnittliche Abnutzung des Reliefs und der Flächen, Umschriften sind noch lesbar
  • ge = gering erhalten: Umschriften nicht oder zum großen Teil nicht mehr lesbar, Relief zum großen Teil abgerieben

Herstellungs- und Erhaltungsgrade

  • PP = Polierte Platte und SP = Spiegelglanz
  • ST = Stempelglanz: keine Abnutzungserscheinungen, keinerlei Verletzungen der Münze erkennbar
  • Stfr. = Stempelfrisch, auch unc. (unzirkuliert), bfr. (bankfrisch), BU (engl. Brillant uncirculated): keine Abnutzungserscheinungen, nur prägebedingte, minimale Verletzungen des Münzreliefs und der Flächen
  • vz = vorzüglich: geringste Abnutzungen an den höchsten Stellen des Reliefs und geringste Verletzungen der Flächen
  • ss = sehr schön: normale Abnutzungen des Reliefs und der Flächen
  • s = schön: überdurchschnittliche Abnutzung des Reliefs und der Flächen, Umschriften sind noch lesbar
  • ge = gering erhalten: Umschriften nicht oder zum großen Teil nicht mehr lesbar, Relief zum großen Teil abgerieben

Natürliche Patina ist kein Qualitätsmangel

Nicht immer lässt sich der Erhaltungsgrad allein am Glanz oder an der Farbe einer Münze erkennen. Besonders bei älteren Exemplaren spielt die sogenannte Patina eine Rolle. Sie entsteht im Laufe der Zeit durch natürliche Oxidationsprozesse, insbesondere bei Silber oder Kupfer. Diese feine Schicht kann von hellgrau über gelblich bis zu leicht bräunlich reichen und verleiht einer Münze eine individuelle, gewachsene Oberfläche. Eine gleichmäßige Patina ist kein Makel, sondern wird von Sammlern als Zeichen der Authentizität geschätzt. Ganz anders verhält es sich mit Schmutz: Rückstände von Erde, Fett oder Papier sind keine Patina, sondern Fremdstoffe, die je nach Art und Dauer der Einwirkung sogar korrosiv wirken können.

Typisches Beispiel für Patina.3

Bewahren ist besser als „Verschlimmbessern“

Hier ist Vorsicht geboten: Die Grenze zwischen Reinigung und Beschädigung ist schmal. Wer versucht, eine Münze zu polieren oder auf Hochglanz zu bringen, läuft Gefahr, den sogenannten „Katzenglanz“ zu erzeugen – ein unnatürlich glänzendes, aber zerkratztes Erscheinungsbild, das den tatsächlichen Erhaltungszustand verschlechtert. Eine gereinigte Münze verliert meist ihren ursprünglichen Oberflächenglanz und wirkt stumpf oder fleckig. Fachleute markieren solche Stücke daher oft mit dem Hinweis „gereinigt“, was jedoch keine Verbesserung bedeutet, sondern eher einen leichten Mangel.

Gerade bei älteren Ausgaben, etwa Silbermünzen aus den vergangenen Jahrzehnten, kann sich im Laufe der Zeit eine leichte Patina bilden. Sie ist Ergebnis eines völlig natürlichen Alterungsprozesses und sollte keinesfalls entfernt werden. Ihre gleichmäßige Tönung verleiht der Münze einen historischen Charakter und bewahrt zugleich die Originalsubstanz. Der Versuch, sie zu „verschönern“, führt dagegen meist zu bleibenden Spuren, die sich auch durch professionelle Behandlung nicht mehr rückgängig machen lassen.

Beispiel für eine Münze aus dem Kaiserreich, die durch unsachgemäße Reinigung mit Chemikalien „behandelt“ wurde.4

Genau hinsehen lohnt sich

Wer also seine Münzen richtig einschätzen will, sollte sich weniger auf Glanz und optische Reinheit verlassen, sondern auf die feinen Unterschiede von Oberfläche, Relief und Erhaltungsmerkmalen achten. Eine unberührte, authentisch gealterte Münze erzählt mehr über Geschichte und Herkunft als ein künstlich aufpoliertes Stück. Der wahre Reiz des Sammelns liegt im Erkennen dieser Nuancen – und im Bewahren des Originals, so wie es geprägt wurde.


1 Münzkabinett der Staatlichen Museen, Foto: Lutz-Jürgen Lübke
2 Münzkabinett der Staatlichen Museen, Foto: Lutz-Jürgen Lübke
3 Münzkabinett der Staatlichen Museen, Foto: Lutz-Jürgen Lübke
4 Foto: Sebastian Wieschowski

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